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"Ich möchte lernen meine Stimme zu kontrollieren."

Das habe ich schon so oft gehört:

 

"Ich will meine Stimme besser kontrollieren können."

 

Ob ich da Gedanken zu habe? Aber selbstverfreilich.

Die Idee, dass Kontrolle alle Dinge regeln kann, existiert trotz zahlreicher Gegenbeispiele weiterhin in den Köpfen der meisten Menschen. Sicher, Kontrolle in Form von Führung gibt Richtung und Orientierung, ist damit Teil der Basis von Entwicklung.

ABER.

Großes ABER. Kontrolle allein schränkt ein, führt zu Undurchlässigkeit und verringerter Schwingungsfähigkeit - emotional und viszeral (das Gewebe betreffend) gemeint.

 

Viszeral schwingungsfähig - what do you say?
Zu viel Kontrolle aka. Spannung im Kehlkopf sorgt dafür, dass das Gewebe, was geschmeidig im Ausatemstrom schwingen soll, genau das eben nicht kann. Der Druck der Muskeln im Kern der Stimmlippen wirken dann mit einem so hohen Druck auf die dazwischen befindliche Schleimhaut, dass sie sich rein physikalisch nicht wie gedacht bewegen kann. Das Ergebnis ist ein harter Stimmklang, undurchlässig, scharf. Als Ausdruck für die passende Situation, als Stilmittel für Schauspieler*innen wundervoll geeignet, als Standardmodus nicht.

 

Emotional schwingungsfähig - like how?

In der Psychologie spricht man von Schwingungsfähigkeit, wenn es darum geht, die eigenen Emotionen und die anderer Menschen zu erkennen und sich dementsprechend zu verhalten. Es existiert also eine gewisse Durchlässigkeit, die Emotionen können uns erreichen und berühren. Eine emotional durchlässige Stimme berührt uns, wir fühlen uns verstanden oder inspiriert. Die Feinheiten des emotionalen Ausdrucks können sich am besten im Gewebe ausbreiten und so über den Schall verbreitet werden, wenn ein guter Mittelpunkt zwischen An-Spannung und Ent-Spannung vorhanden ist. Kontrolle bedeutet Anspannung, demnach zu viel Spannung, um die kleinen Hints der vorhandenen Emotion wirksam nach außen zu transportieren. Der emotionale Ausdruck wird somit flacher, kantiger, schärfer oder muss deutlicher werden, um gehört zu werden.

 

Ja, aber was denn dann?

Kooperation statt Kontrolle. Die Stimme muss nicht kontrolliert werden. Sie kooperiert liebend gerne mit uns, wenn sie alles dafür hat, was sie braucht.

Kooperation bedeutet, genau einzuchecken: wieviel Spannung braucht es hier, wieviel Lockerheit dort? Wieviel Lautstärke? Wieviel Pause? Wieviel Schlaf? Welches Essen? Welche Menschen als Zuhörer*innen? Dafür zu sorgen, dass sie das alles ausreichend zur Verfügung hat, ist unser Kontroll-Job. Und dann: Loslassen und schwingen lassen. Das macht nämlich die Physik.

 


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